In den Kommunikationsabteilungen braucht es ab und zu ganz dicke Haut. Dann etwa, wenn Kritik auf sehr emotionale Art und Weise und zusätzlich scheinbar unsachlich geübt wird – anzutreffen in Foren oder auf Sozialen Medien…
Auf die Frage, wie man mit solchen Aussagen dennoch so umgehen kann, dass eine mögliche Gesprächbasis entsteht, bietet der Ansatz der Gewaltfreien Kommunikation eine Antwort.
Die Gewaltfreie Kommunikation hilft, um auf kritische und verletzende Aussagen so zu reagieren, dass sich das Gegenüber gehört fühlt und die verborgenen Gefühle benannt werden, aus denen heraus die ursprüngliche Aussage gemacht wurde. Aus Wut, Frust und Zorn lassen sich so enttäuschte Bedürfnisse ableiten. Ein wertvolles Feedback.
Anleitung und erste Schritte
1. Beschreibe die Beobachtung einer konkreten Handlung (oder Nicht-Handlung), ohne diese zu bewerten oder zu interpretieren. Nur die Wahrnehmung, nicht die Deutung der Handlung ist hier gefragt, also keine Vorverurteilung!
2. Drücke das Gefühl aus, mit dem die Beobachtung in Verbindung steht. Was fühlst du genau?
3. Suche das Bedürfnis, das hinter dem Gefühl liegt und formuliere es. Es ist wichtig, dass es wirklich dein eigenes Bedürfnis ist.
4. In einem weiteren Schritt gilt es die Gefühle und Bedürfnisse des Gegenübers wahrnehmen, die in der Negativaussage des anderen verborgen sind. Das ist in der Regel eine Anschuldigung oder eine Verallgemeinerung. Zum Beispiel steckt ind er Aussage:„Sie kommen IMMER zu spät…“ ein Gefühl und ein Bedürfnis. Zunächst handelt es sich dabei um einen Vorwurf. Das Gefühl ist Wut oder Ärger. Das enttäuschte Bedürfnis ist mangelnde Anerkennung oder empfundene Respektlosigkeit.
4. Formuliere eine Bitte, in der du um eine ganz konkrete Handlung fragst. Die Bitte wird positiv und klar formuliert. Es darf in der Bitte keine Anschuldigung versteckt sein. Zum Beispiel könnte das die Bitte sein, gemeinsam einen Termin zu finden, bei dem man sich der Sache annehmen will.
Die Einhaltung genau dieser Reihenfolge ist wichtig für den Erfolg der Gewaltfreien Kommunikation. Wird die Abfolge umgestellt, dann läuft man Gefahr in Argumentationsnot zu geraten, warum man denn gerne eine Verhaltensänderung hätte. Daher steht die neutrale Sachverhaltsdarstellung immer an erster Stelle, gefolgt von der Gefühlsebene und den daraus resultierenden und enttäuschten Bedürfnissen. Der Abschluss erfolgt in Form einer konkreten Bitte samt Handlungsaufforderung.
Marshall B. Rosenberg, der Erfinder der Gewaltfreien Kommunikation nennt diese Form zu sprechen, die Girffensprache. Wohingegen die rein emotional geleitete Form zu sprechen, in der wir gerne verletzend agieren, als Wolfsprache bezeichnet wird. Die Rosenberg’sche Giraffensprache folgt dabei diesem Schema:
„Wenn ich A wahrnehme, dann fühle ich mich B, weil ich C brauche. Darum Bitte ich um D.“
Übung 1
Setzen Sie sich zu dritt in einem Dreieck hin. Eine Person (A) beobachtet. Eine andere Person (B) erzählt von einem Problem. Die dritte Person (C) hört ganz aufmerksam und achtsam zu. Er/Sie wiederholt immer wieder was er/sie wahrgenommen hat, gibt aber keinesfalls Ratschläge. Wichtig ist hier im Moment, ganz bei der Person (B) zu bleiben. Es gilt lediglich wahr zu nehmen und wieder zu geben. A spiegelt B danach was er/sie gehört hat. C teilt seine Beobachtungen dazu mit. C versucht auch angesprochene Gefühle zu benennen
Übung 2
Überlegen Sie sich mit einem Partner eine Situation über die sie sich normalerweise sehr ärgern. Wie würden sie ihr gegenüber normalerweise ansprechen, wie machen sie es heute mit Hilfe der Gewaltfreien Kommunikation?
Liste enttäuschter Gefühle
abgeneigt abgeschlagen abgespannt Adrenalinstoß alarmiert allein angeödet angespannt angewidert ängstlich ärgerlich alarmiert angeekelt angespannt apathisch argwöhnisch aufgeregt auf Tiefpunkt aufgewühlt aus der Fassung ausgehungert ausgelaugt außer mir bedrückt beklommen bekümmert beleidigt berührt beschämt besorgt bestürzt betroffen betrübt bitter blockiert depressiv deprimiert die Nase voll dumpf durcheinander dürstend eifersüchtig einsam elend empört enttäuscht energielos entmutigt entsetzt entrüstet enttäuscht entwaffnet erbost ermüdet | ernüchtert erregt erschlagen erschöpft erschreckt erschüttert erstarrt fassungslos faul finster frustriert furchtsam geängstigt gebrochenes Herz haben gefühllos gehemmt gekränkt geladen gelähmt gelangweilt genervt gequält gerädert gereizt gestresst getrennt gleichgültig grollend hasserfüllt Herz schwer hilflos hin- und hergerissen in Panik irritiert kalt kaputt Kloß im Hals kribbelig lasch leblos lethargisch lustlos miserabel müde melancholisch misstrauisch mittellos müde mürrisch mutlos nervös kummervoll leiderfüllt | lethargisch niedergeschlagen ohnmächtig panisch passivpeinlich berührt perplex pessimistisch rachsüchtig rasend vor Wut ruhelos satt haben sauer scheu schläfrig schlapp schlecht schmerzhaft schockiert schüchtern schwach schwankend schwer schwerfällig seelenwund sehnsüchtig skeptisch sorgenvoll sprachlos starr still streitlustig stutzig teilnahmslos unwohl unzufrieden trägetraurig überdrüssig unglücklich unruhig unsicher unter Druck überlastet überrascht übersättigt überwältigt unbehaglich unentschlossen |