Gemeinschaft – der fruchtbare Boden für Beteiligung

In ihrem Buch The Way of Generativity beschreiben die drei Amerikaner Benjamin Smith, Chuck Peters und Nathan Senge fünf Schritte, die nötig sind, um eine Gemeinschaft wirksam und damit lebenswert werden zu lassen.

Der Wisdom Council Process braucht ein entsprechend vorbereitetes Feld, da wir sonst den Partizipationsprozess als Ganzes gefährden würden. Das Konzept der Generativität in Gemeinschaften, besagt, dass Lösungen auf tragfähigen Boden fallen müssen, damit sie wirksam werden.

1. Verbindung

Wer sind wir? Wer ist noch da? Über diese Fragen ensteht Bewusstsein auf Marko und Mikro Ebene dafür, in welchen Beziehungen wir zueinander stehen und wer noch aller in unserem direkten Umfeld anwesend ist. Unter Verbindung verstehen wir aber auch als Mensch mit allen Facetten die uns ausmachen da zu sein. Es bedeutet präsent sein, mit Gefühlen und Bedürfnissen – auch unvollkommen willkommen sein. Dann kann gegenseitiges Verständnis aus zwischenmenschlicher Verbindung und tiefes Vertrauen entstehen, die Grundlage für ein gutes Zusammenleben und eine Gesellschaft im Sinne der Generativität, im Sinne der Sorge und Fürsorge anderer Generationen, im Sinne einer gelebten Kultur der Inklusion.

2. Verankerung

Warum sind wir hier? Was ist uns auf ganz individueller Ebene wichtig, was wollen wir verkörpern und in die Welt bringen? Verankerung im Sinne von Halt bekommen wir in einer Gemeinschaft, wenn wir uns mitteilen, was uns bewegt und was uns viel bedeutet.

3. Orientierung

Was geschieht um mich herum?  Ich weiß wer ich bin und was mir wichtig ist – was kann ich beobachten? Wer hat Anteil am gesellschaftlichen Leben? Wer nicht? Welche Anliegen sollten verfolgt werden? Wie wirken sich äußere Faktoren auf uns aus? … In diesem Punkt vermessen wir unsere Umwelt. Wir zeichnen eine Karte von Beziehungen, Interessen und Akteuren. Dadurch gewinnen wir ein tiefes Verständnis und Klarheit darüber, was die wichtigen Themen sind. 

In Verbindung gehen (Connecting) und Verankerung (Grounding) sind die Grundlagen von guten Beziehungen innerhalb einer Gemeinschaft. Indem Orientierung gegeben wird, wissen alle in der Gemeinschaft was gerade los ist und wohin der Weg führen kann. Unabhängig davon, wie dieser Weg aussieht. 

4.        Auseinandersetzung / gemeinsame Erörterung

Um die Antworten auf die brennenden Themen zu finden, führt in der Regel kein Weg an einem Austausch der unterschiedlichen Sichtweisen. In der guten Auseinandersetzung geht es darum, allen Gehör zu schenken, in dem alle Sichtweisen gesammelt werden. Wir wollen uns im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Gesagten auseinander setzen. Die Moderationsmethode Dynamic Facilitation ist das Laserschwert, wir DFer die Jediritter*innen, die damit flink und in aller achtsamkeit umzugehen wissen. Neben der Sachlage geht es aber vor allem auch darum Bedenken und Kritik aufzunehmen. Der Raum wird in Dynamic Facilitation vertrauensvoll gehalten und bietet für dafür unbedingt nötigen Schutz. Alles ist willkommen und darf gesagt werden. So wird gerade auch den Gefühlen der nötige Platz eingeräumt. So hilft beispielsweise das Erkennen und Benennen von Enttäuschungen die eigenen Gefühle wie Wut, Frust, Ärger, Angst oder Hilflosigkeit bewusst zu werden. Dieser Schritt öffnet den Weg zu den Bedürfnissen aus denen sich in einem gemeinschaftlichen Prozess neue Lösungswege ergeben. Die Energie die in großen Gefühlen steckt, kann so in Kreativität zur Gestaltung der eigenen Umwelt gewandelt werden. In Gruppe entsteht so sehr schnell großes gegenseitiges Vertrauen und das Selbstbewusstsein aus eigenem Antrieb und aus eigener Kraft, Lösungen in die Umsetzung zu bringen.

5.        ins Tun kommen

In resonanz mit der Umwelt kommt eine Gemeinschaft errst, wenn sie die gemeinschaftlich gefundenen Lösungen in die Tat umsetzt. Dazu ist es wichtig, dass am Weg zur Umsetzung der Mut nicht verloren geht und die Gruppe die Geschichte des Durchbruchs breitenwirksam weitererzählt und dafür Anerkennung erfährt. Denn diese Geschichte kann jene Zugkraft entwickeln die es braucht, damit die neuen Lösungen und Ansätze altes gemeinschafts-schädigendes Verhalten ersetzt. So kann sich eine neue Kultur entwickeln und der Wandel gelingt.

Benjamin Smith, Chuck Peters und Peter Senge beschreiben in „The Way of Generativity“ diese fünf Schritte hin zu einer generativen Gemeinschaft. Sie sind wichtig, damit die Umsetzung im erweiterten Umfeld der Prozessbeteiligten gelingt. Partizipative Formate wie Erzählcafes, Projektschmieden, Tausch- und Flohmärkte, medial verbreitete Infos oder Community Content über Social Media Kanäle etc. können das Feld gut bereiten. Die Gemeinschaft etabliert so ein Bewusstsein darüber wer dazu gehört, was der Ort an dem sie zusammen trifft für sie an Beduetung hat, und wo die potentiellen Bruchlinien verlaufen bzw. wo Gemeinschaft erlebbar wird.   

Die Erfahrung mit Dynamic Facilitation zeigt, dass die ersten vier Schritte beim Wisdom Council innerhalb kürzester Zeit für die Prozessteilnehmer*innen erlebbar werden. Eine Gruppe einander fremder Menschen lernt sich sehr schnell, in vertrauensvoller Umgebung kennen. Dabei entstehen innerhalb kürzester Zeit die beschriebene Form der Verbindung, Verankerung und Orientierung. Schlussendlich geht es aber dann auch sogleich und in die Auseinandersetzung. Momente der Verankerung, der Verbindung, der Orientierung und der Auseinandersetzung wechseln einander fortlaufend und dynamisch ab. Wobei sich die Problemstellung ebenfalls genauso dynamsich ändern kann. 

Connecting is the process by which members of a community
come to see and meet one another. In connecting the community is able to see itself, to see who else cares about a place or an issue or a practice. In the first instance, connecting involves the formation of communities and the founding of a shared identity.

Grounding is the next key condition for nurturing community.
In grounding, community members share and learn about what
brings them to a community. Why do they care? Why are they
willing to show up, virtually or in person? What are the values that
ground their interest in this community?

Informing is the process by which a community learns about
its current situation in all its diversity and nuance. Informing is the
activity of getting the best possible picture of a community from the macro to the micro. Only on the basis of a broad and detailed
picture of the now can a community make wise decisions about
how to make next steps.

Discussing is the collective practice of focusing the community
on the precise paths it wants to take. Discussing involves inclusive
and constructive practices that allow the community to share their visions of emergent understandings, whilst refining those views into concrete decisions about what to do next.

Finally, engaging involves the concrete work of prototyping the
vision arrived at in discussing. lt means showing community
members what they can do today, at a variety of engagement levels, in order to manifest their care about the community in real action.

Smith, Benjamin/ Senge, Peter/ Peters, Chuck: The Way of Generativity – From separation to resonance; ISBN 1548610518; p11

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