Lösungen als Narrativ – Lösungsnarrative

Die Idee zu den Lösungsnarrativen geht auf die unbefriedigende Situation zurück, dass die Lösungen im Zuge der Bürgerratsprozesse von der Politik teilweise nicht verstanden, beachtet oder schlitchtweg als nicht machbar bewertet werden. Das häufigste Argument ist dann »Ressourcenknappheit«. Es mangelt also vordergründig an Geld, Personal, Infrastruktur und dergleichen. Interessanterweise sind aber gerade Verwaltungen und politische Amtsträger sehr findig genau diese Ressourcen aufzustellen, wenn es um Ideen geht, die ihren Wertvorstellungen oder Zukunftsvisionen entspricht.

Es wird also vordergründig sachlich argumentiert, wenn eigentlich ein Gefühl der Ablehnung im Raum steht. Ablehnung, die die verschiedensten Ursachen haben kann. In der Regel aber wohl, weil die Geschichte, die Bedürfnisse, die enttäuschten Gefühle aus denen das Bedürfnis zu diesen neuen Lösungen überhaupt erst entstanden ist, nicht gehört, und schon gar nicht erst verstanden wurden.

Das Lösungsnarrativ als Abschluss und Ernte (Ergebnissicherung) bringt genau diese wichtige emotionalen Ebene in die Formulierung der Lösungen, denn wenn diese Lösungen in Geschichten eingebettet werden, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mit der Wertewelt verknüpfen, werden sie auch für Außenstehende nicht nur kognitiv, sondern auch emotional verständlich und bedeutsam.

Wie wichtig in diesem Zusammenhang, nämlich dann wenn es um Politik, Verwaltung und Gesellschaft geht, der Umgang mit der Gefühls- und Bedürfniswelt ist, zeigt die Psychologin Maren Urner in einem interview mit der Zeit auf. In ihrem Buch schlägt sie sogar eine emotionale Reifeprüfung für Politikerinnen und Politiker vor, damit diese auf emotionale Intelligenz hin geprüft werden mögen, bevor sie ein Amt bekleiden. Nun, soweit will ich gar nicht gehen. Urner nimmt jedenfalls auch Bezug auf die Bürgerräte, als Format das es schafft, die Menschen wieder miteinander ins Gespräch zu bringen und Lösungen zu entwicklen, die sowohl Bedürfnisebene, als auch Sachebene miteinander in Bezug bringen und Lösungen zu Stande bringen, die für alle stimmig sind – ganz abseits von Parteipolitik oder Lagerdenken.

Erzählungen verknüpfen auf natürliche Weise Emotionen, Werte und Sachverhalte. Sie schildern den Übergang von einer emotional belastenden Ausgangssituation, über die Ebene der Bedürfnisse, hin zu einer Lösung, die von allen Beteiligten getragen wird. Dies macht den Ursprung der Lösung leicht nachvollziehbar. Hier ist ein möglicher Ansatz dazu:

Am Ende eines mehrtägigen Dynamic Facilitation Prozesses, wie in Bürgerräten oder beim Wisdom Council Process, schauen sich die Teilnehmer:innen alle Flipchartbögen noch einmal an und identifizieren die großen Themen bzw. Problemfelder, die bearbeitet wurden. Für jedes dieser Themen nutzen sie eine vorbereitete Vorlage, das Lösungsnarrativ, das sie gemeinsam ausfüllen.

Die Felder in der Vorlage des Lösungsnarrativs können nacheinander ausgefüllt werden. Zunächst wird das Thema bzw. das Problemfeld als Überschrift festgehalten, setzt sich dann mit der Vergangenheit des Themas fort, stellt die gegenwärtigen Auswirkungen dar und beschreibt ein Zukunftsbild (dort wollen wir hin…). Zudem werden die zugrundeliegenden Werte erfasst. Jetzt erst werden die eigentlichen Lösungsvorschläge notiert. Optional kann ein letzter Punkt ergänzt werden, der mögliche neue Probleme oder Herausforderungen durch die vorgeschlagenen Lösungen adressiert.

Werden die Felder nun von 1 bis 7 etwa in einer Präsentation vorgetragen, so ergibt sich daraus zu jedem Themenfeld eine sinnstiftende Erzählung rund um diese Lösungen, das Lösungsnarrativ.

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